Chouquette: nicht nur die Bezeichnung für ein französisches windbeutelartiges Gebäck mit weißen Sprenkeln aus Zucker, sondern auch der Name einer Schul- und Therapiehündin an der Panoramaschule Wiesenbach, die die Schulsozialarbeiterin der SRH Schulen GmbH Monique Oppel an zwei Tagen die Woche bei ihrer Arbeit begleitet. Herzlich und einfühlsam, ganz im Sinne jener Werte, die zentral für die Arbeit der SRH sind, begleiten die beiden so die dortigen Kinder in ihrem schulischen Alltag.
Und wie ein Windbeutel sieht sie irgendwie auch aus, mit ihrem flauschigen Fell, das in die Spitzen heller wird. Ihren Namen hat Chouquette Moniques Sohn zu verdanken, der, inspiriert durch viele Frankreichurlaube, die Ähnlichkeit zwischen dem Vierbeiner und der französischen Leckerei feststellte. Die mittlerweile dreieinhalb Jahre alte Australian Labradoodle-Hündin hat die Ausbildung zur Schul- und Therapiehündin erfolgreich absolviert und besucht mit ihrem Frauchen alle drei Monate einen Auffrischkurs – quasi ein Klassentreffen für die Hunde, bei dem sie neuen Input und neue Tricks lernen.
Als sich Monique, damals noch bei einem anderen Arbeitgeber, einen Hund anschaffen wollte, war klar, dass sie diesen auch mit zur Arbeit nehmen wollte. Bei ihrem Wechsel zu den SRH Schulen war dies daher eines ihrer wichtigsten Anliegen. Mittlerweile sind die beiden aus der Panoramaschule kaum noch wegzudenken. Auch die Eltern der Kinder mussten anfänglich ihre Zustimmung geben, doch diese waren schnell überzeugt, als sie den freundlichen Vierbeiner bei einem Elternabend kennenlernen durften. Als hypoallergene Züchtung ist Chouquette auch bestens geeignet für Kinder mit Allergien und hat zudem die perfekte Größe, um auf die Schüler:innen nicht einschüchternd zu wirken. Auch ihr gelassener Charakter und ihre freundliche Art lassen sie bei Kindern und Erwachsenen gleichermaßen gut ankommen.
Zu Zeiten des Interviews mit den beiden war Chouquette allerdings gerade etwas unzufrieden – denn sie war auf ärztlich verschriebener Diät. Eine Diät, die erschwert wurde durch all die leckeren Düfte, insbesondere die frischer Backwaren, die die Gänge der Grundschule füllten. Kein Wunder, dass Chouquette im Schulgebäude hin und her und auf und ab lief, auf der Suche nach der Ursache des verführerischen Geruchs.
Im Stuhlkreis mit den Schüler:innen während der Unterrichtszeit gab es dann endlich etwas zum Knabbern: alle im Stuhlkreis sitzenden Kinder durften ihr zunächst reihum ein Leckerli geben und sie streicheln, nachdem sie „Schoß“ gesagt hatten und Chouqette sich daraufhin mit den Vorderbeinen auf ihren Schoß gestützt hatte. Und so viele Schöße waren es, dass Choquette doch glatt ein paar übersah in ihrer Leckerli-Wonne.
Es sei sehr schön und beruhigend, Chouquette streicheln zu können, wenn man unsicher, traurig oder schlecht drauf sei, erzählte eine Schülerin. Einmal habe Chouquette einer weinenden Schülerin sogar die Tränen einfach weggeschleckt, worauf diese gar nicht anders konnte, als zu lachen. Auch die Lehrerin nickte zustimmend: Wenn Chouquette da sei, könne man gar nicht anders, als fröhlich zu sein, und der Elternabend mache auch gleich weniger nervös!
Nachdem alle Leckerlis vertilgt waren, wurden Kommandos geübt. Zunächst wurde Chouquettes Lamastofftier versteckt, woraufhin die Hündin, auf das Kommando „bring es mir“, nach dem Stofftier suchte und es dem jeweiligen Kind zurückbrachte. Anschließend holte Monique verschiedene Trickkarten hervor, mit denen die Kinder weitere Kommandos üben konnten. Das Ziel dieser Übungen: den Kindern Selbstwirksamkeit vermitteln und ihnen zeigen, wie sie richtig sprechen und die richtige Körperhaltung einnehmen, damit Chouquette das Kommando umsetzt. Insbesondere für schüchterne Kids sei es stets ein tolles Erfolgserlebnis, wenn die Hündin mitmacht, erzählte Monique anschließend. Noch während der Stunde hatte Chouquette, die Nase in der Tasche ihres Frauchens, allerdings gar keine so große Lust auf Tricks: viel lieber wären ihr noch mehr Leckerlis gewesen.
Im anschließenden Gespräch erzählte Monique, dass es zu Beginn natürlich auch Kinder gab, die zunächst ein wenig Angst vor Chouquette hatten. Diese erlernten den Umgang mit der Schul- und Therapiehündin ganz vorsichtig und stets mit Leine. „Die Kinder lernen natürlich auch, Chouquette ab und an einfach zu ignorieren. Das findet diese dann immer ziemlich doof und motzt vor sich hin“, erzählt sie lachend.
Mit den Tricks funktionierte es dann schließlich aber doch: Durch das Kommando „Gib Laut!“ gab Chouquette ein lautes Bellen von sich, und wenn man „Touch!“ sagte, berührte sie mit der Nase die ausgestreckte Hand. Wichtig seien beim Tricks machen immer, erinnerte Monique die anwesenden Schüler:innen, die Körpersprache und das deutliche Sprechen. Wenn dagegen alle durcheinanderschreien, werde die arme Hündin nur verwirrt und belle aus Überforderung.
Dies sind allerdings nicht die einzigen Regeln, die für die Kinder im Umgang mit Chouquette gelten. Denn dazu gehört auch: das Aufräumen des Klassenzimmers, insbesondere spitzer Gegenstände, an denen sich die Hündin verletzen könnte sowie das Schließen der Tür und des Schulranzens, damit das Pausenbrot nicht der hungrigen Schnauze des Vierbeiners zum Opfer fällt. Auch dürfen lediglich ein bis zwei Schüler:innen sie gleichzeitig streicheln, und auch nur, wenn eine:r Erwachene:r dabei ist, und dabei stets in nettem und ruhigem Ton mit ihr sprechen. Schokolade und Trauben sind für Chouquette tabu, und wenn die Hündin in ihrem Körbchen liegt, wird sie in Ruhe gelassen – denn auch sie braucht hin und wieder eine Auszeit.
Und wie genau sieht so ein Arbeitsalltag von Monique und Chouquette eigentlich aus? Nach einem kurzen Check mit der Rektorin begrüßen die beiden zunächst alle im Schulhaus. Anschließend verbringen sie Zeit in ihrem Büro in Einzelgesprächen mit Schüler:innen oder mit Eltern sowie in den Klassen. „Es ist eine Bereicherung, mit Hund zu arbeiten“, fand Monique. Denn ohne Hund sei es manchmal schwieriger gewesen, die Kinder aus ihrem Schneckenhaus zu locken. Durch Chouquette gelinge es ihr nun, häufig schwierige und emotional anspruchsvolle Gespräche für die Kinder mit positiven Erinnerungen an Streicheleinheiten mit Chouquette zu verbinden. „Generell trauen sich die Kinder viel mehr, einfach zu mir hereinzukommen, seit Chouquette da ist.“ Mittlerweile wurden Monique und ihr felliger Windbeutel Chouquette von allen – Schüler:innen sowie Lehrkräften – ins Herz geschlossen.